The book is a contemporary novel, but it takes the reader into a superstitious, God-fearing time and works with contrasts, with the change in different epochs.
Das Buch ist ein Gegenwartsroman, es nimmt aber den Leser mit in eine abergläubische, gottesfürchtige Zeit und arbeitet mit Kontrasten, mit dem Wechseln in verschiedene Epochen. Viel Historisches kommt ins Spiel und schafft dadurch eine Verbindung der realen Geschäftswelt zu der historischen Vergangenheit unserer Stadt. Die Heldin wird quasi von der Stadt infiziert, durch ihren Liebreiz und ihre Lieblichkeit, so wie auch ’Amelie’ Romantisches liebt. Im Aufsteigenden Nebel am Talhang zur Tauber sitzend, schaut sie auf Kobolzell und spürt dem Geheimnis des ’Kopflosen schwarzen Ritters’ nach. Sie ist eine, die hinter jedem Mauerritz Geheimes wittert, hat das in ihren Genen und fragt sich, ob es wohl das Henkersblut in ihr sei dass sie immer wieder im Kriminalmuseum die Arbeitsgeräte ihres Vorfahren ansieht. Die Menschen waren um ihr Seelenheil besorgt in einer Welt, in der Köpfe rollten und Tötungen im Namen der Heiligen Dreifaltigkeit geschahen. Anschließend präsentiert er die heutige Welt und geleitet den Leser an brisante Plätze, wie die global vernetzten Finanzmärkte, wo an Dinge wie Seelenheil kein Gedanke verschwendet wird, wo die Köpfe aber durchaus auch heute noch rollen können, für Geld, Reichtum und Macht halt.
Foto: Blick auf Rothenburg mit dem Kobolzellertor und den Hängen der Tauberriviera im Winter, wo sich Amelie gerne aufhält.
Hinter dem Buchtitel verbirgt sich also der Ort selbst, die Seelengespielin ist Rothenburg ob der Tauber und er erhält eine Stimme und hält Zwiesprache mit seiner Hauptakteurin Amelie, eine junge Frau die insofern außergewöhnlich ist, als sie sich Meisterin der Gegensätze nennt. Als Findelkind am Kloster, dem heutigen Reichsstadtmuseum abgelegt, wuchs sie als ’Sozialfall’ auf, fühlt sich ihren Vorfahren nahe und hält Zwiesprache mit ihrer Stadt, der Seelengespielin. Sie wird von der Stadt aufgefordert ihre Schätze zu zeigen, aber auch ihre dunklen Seiten nicht zu verschweigen. Die Seelengespielin hat eine unglaubliche Macht über das Waisenkind. Es geht los mit der ’Einstimmung’, vieles wird wiederholt und in verschiedenen Stimmungen gebracht, aber bei dem Waffendeal am Strafturm kommt dann etwas 007-Spannung auf und ab dem ’Findelkind’ wird dann klar dass Amelie, in der einen wie in der anderen Welt zuhause ist und der Roman zeigt dann anhand von Beispielen, was das magische am Mittelalter und an Rothenburg ist. Die Vorfahren Amelies, wegen ihres Handwerks einstmals allesamt 'Unehrenhafte', vererbten ihr den Hang zum Aberglauben, genauso wie die roten Haare, trotzdem ist sie aber in der realen Welt zuhause.
Sie arbeitet zeitweise in einer Gärtnerei, kommt bei Gartenarbeiten außerhalb mit dem Nachfahren des zu Unrecht geköpften Freiherr von Winterhausen in Kontakt und hat Alpträume. Eines Nachts sieht Amelie ihren Vorfahren das Richtschwert schwingen und die erstarrten Augen des abgeschlagenen Kopfes verfolgen sie und führen sie zu dem Nachkommen des Gerichteten. Dessen Vorfahren, und mit ihnen der Gerichtete, hatten maßgeblichen Anteil am Dornröschenschlaf der Stadt, wie es heißt, den sie wohl berechnet bis heute schläft. Sowohl des Freiherrn als auch Amelies Blick zerren etwas an die Oberfläche, das beiden Unbehagen bereitet. Jeden auf seine Art, sie meidet ihn aber er ist trotz des Unbehagens von ihrer Schönheit angetan. Amelie lässt seine Annäherungsversuche unbeantwortet, er beobachtet sie, recherchiert über sie und erschreckt sie hinterhältig in der Henkermaske am Abend auf einer Bank an der Tauber-Riviera. Er treibt ein böses, perfides Spiel mit ihr, stellt ihr Bild wirkungsvoll neben einer mittelalterlichen Hinrichtungsszene platziert ins Internet und schreibt, die Abgebildete, Hexe und Henkerstochter in einem, wäre zu besehen. Zusammen mit den Hinrichtungsutensilien ihrer Sippe wäre sie da zu sehen, wo sich das Mittelalter bis heute gehalten hat, nämlich in Rothenburg ob der Tauber. Bericht & Fotos: © Leo Wirth
Das wirkt und die Anfragen nach Hexenführungen im Fremdenverkehrsamt häufen sich. Die Fantasien sind schnell geweckt in den Köpfen und treiben wild ihre Blüten. Zumal, wenn es sich um einen altertümlichen Ort wie diesen handelt. Amelie, einstmals als Baby von ihrer Mutter ausgesetzt wegen deren Scham über ihre Herkunft, hat mit ihren inzwischen zweiunddreißig Jahren ein starkes Selbstbewusstsein aufgebaut. Sie toppt die ihr angedachte Verunglimpfung, indem sie sich als 'moderne Hexe' gibt und zu ihren Vorfahren steht. Amelie kommt den Fantasien der extra Angereisten sehr gerne nach. Ohne Scheu zeigt sie ihnen die Folterinstrumente ihrer Vorfahren, die im Kriminalmuseum vor Ort in Augenschein genommen werden können. Äußerst effektvoll vermarktet sie dabei – quasi als ein Gesamtkunstwerk - den mittelalterlichen Ort. Immer wenn sie in Bedrängnis gerät, hilft ihr die Seelengespielin und gewährt Einblick in den Geist der Menschen von damals. Sie kommt aber auch all denen zu Hilfe, die sich für die Stadt und ihre Vergangenheit interessieren.
Der Roman zeigt mit dem Beispiel Rothenburg, dass Romantik und Nostalgie nach wie vor hoch im Kurs stehen und was Mittelalter heute noch bewirken kann, wenn die Fantasie richtig mitspielt. Die Autorin Anne Schneider wurde in Rothenburg ob der Tauber geboren, wie man erfährt und wuchs auf dem Bauernhof ihrer Eltern auf. Seit Anfang der Siebzigerjahre bis vor kurzem lebte sie in der Nähe von Frankfurt am Main und arbeitete dort als Finanzwirtin. Das Buch ist für Rothenburger interessant weil sie die meisten Orte der Handlung kennen und für Besucher hilfreich um romantische Winkel gezielt aufzuspüren und mit den Erzählungen in Verbindung zu bringen. Insgesamt ist der Roman eine gute Werbung für Rothenburg und ist auf jeden Fall zu empfehlen. Foto: Die Burgtoranlage mit dessen Turm Amelie Zwiesprache hält.
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