Am 26.11.04 um 18.00 Uhr eröffnete das Reichsstadtmuseum mit geladenen Gästen die Sonderausstellung „Arthur Wasse – Retrospektive“. Anlass war die 150. Wiederkehr des Künstlergeburtstags am 7. Dezember 2004. Hierzu sind alle 58 Werke Wasses, von denen viele in den letzten Jahren aus konservatorischen Gründen deponiert werden mussten, wieder zu sehen. Die Ausstellung dauert bis zum 13.02.2005, sie ist täglich von 13 – 16 Uhr geöffnet (24.12. / 31.12.04 geschl.). Eine CD-ROM mit allen ausgestellten Werken ist für 6,00 EUR im Reichsstadtmuseum zu erwerben. Das Mittelalterliche Kriminalmuseum zeigt begleitend eine Bilderschau hochrangiger Werke anderer Künstler unter dem Titel „Rothenburg in der Kunst um 1900“
Das Rätsel Arthur Wasse
Die Bilder Wasses sind nahezu jedem Rothenburger ein Begriff, dennoch gibt es auch heute noch wenige verlässliche Aussagen zu seiner Person. Die biographischen Daten sind an und für sich schon recht ungewöhnlich: als Sohn eines Miniaturmalers 1854 im englischen Manchester geboren, fühlte sich der junge Arthur offenbar schon früh zur Malerei hingezogen. Nach seinen ersten künstlerischen Anfängen bei dem Künstler William Muckley zog es ihn nach Deutschland, wo er in der Münchener Malerschule aufgenommen wurde und bei Piloty und Diez lernte. Bevor er 1895 endgültig nach Rothenburg übersiedelte, führte er ein unstetes Wanderleben zwischen Deutschland und England.
Nach dem Tod seiner ersten Frau wurden seine beiden Söhne in England erzogen; der Maler entfremdete sich mehr und mehr von ihnen. Seine zweite Frau, Fanny Pittar, ist ab und zu auf seinen Ölbildern als Modell zu erkennen. Als südländischer Phänotyp wurde sie oft als „Portugiesin“ angesprochen, obwohl sie 1869 in Brighton geboren worden war.
Foto: Haupteingang des Museums im Klosterhof.
Die Rothenburger Zeit
Über die Rothenburger Zeit Wasses sind nur wenige anekdotenhafte Berichte erhalten, die kaum Möglichkeit bieten, die Motive, seine Ansichten zur Malerei oder gar die Genese einzelner Bilder zu entschlüsseln. Es existiert nur eine vage Aussage, dass er der modernen Malerei nicht folgen wolle, dass er, wörtlich: „...nur so malen kann, wie ich kann“.Als „unerwünschter Ausländer“ war er im ersten Weltkrieg interniert, und es ist zu vermuten, dass viele seiner Stadtansichten im Klingenviertel in dieser Zeit von seinem Atelierfenster aus entstanden.
Als er 1930 starb, fiel der größte Teil des Erbes seiner Frau zu, die wiederum der Stadt Rothenburg 58 Ölbilder und ein kleines Barvermögen hinterließ. Foto links: Wegweiser am Haus des Malers, hier beginnt der Arthur Wasse Weg zum Burggarten hin, mit dem Tor in der Wehrmauer am Haus und einem Blick zur Klingenbastei. Foto unten.
In der anderen Richtung geht er >> Am Burgeck << los zur Klingenbastei.
Wasse in der Literatur
Arthur Wasse ist nur zweimal Gegenstand von Publikationen geworden: 1936 verfasste Martha Faber ein kleines Büchlein mit dem Titel: „Arthur Wasse und sein Werk“, welches auch heute noch oft zitiert wird, obwohl es – gelinde gesagt – an wissenschaftlicher Distanz mangelt und der Versuch, Wasse zu einem „deutschen“ Maler umzuschreiben, kritisch hinterfragt werden muss.
Dorothy J. Smith, die zweite Biographin, veröffentlichte 1971 in der „Queen´s Quarterly“ (Jg. 78, H. 1, S. 95-105) eine zweite Biographie, die sich allerdings wiederum grosso modo auf Fabers Publikation stützt. Daneben existiert nur ein unediertes englisches Typoskript, welches die Familiengeschichte Wasses behandelt. Für die Menge der erhaltenen Werke haben sich somit erstaunlich wenig aussagekräftige Nachrichten erhalten.
In der Nähe des Hauses von Arthur Wasse >> Der Strafturm in Rothenburg << mit Zugang zum Reichsstadtmuseum
Heute ist Wasse in Rothenburg ein sehr geschätzter Maler; wohl vor allem deswegen, weil er in seinen Bildern die Architektur und die Stimmung der Stadt am monumentalsten, oft aber auch am sentimentalsten wiedergab. Untrennbar mit seiner Vorstellung von Malerei ist der Begriff der „Romantik“ verknüpft, obwohl diese Epoche schon lange vorbei war.National und international erlangte er niemals Berühmtheit, nicht einmal im Künstlerlexikon „Thieme-Becker“ ist er verzeichnet. Foto: die Rückseite des Museums vom Arthur-Wasse-Weg aus gesehen.
Dazu ein Blick in den Klostergarten mit schönen >> Wiesenblumen << und dem Reichsstadtmuseum
BIOGRAPHIE:
ARTHUR CRAMER JAMES WASSE (7.12.1854 – 14.10.1930)
1854 Geboren in Manchester
1875 Studium an der Manchester School of Art, Prof. William J. Muckley
erhält mehrfach den „Kensington Prize“
Aug./Sept. 1875 Studium in München bei Piloty und Diez > Zeichenblock erhalten
1875 – 1890 Ständiges Pendeln zwischen Deutschland und England
ab 1880 Freier Künstler in München
1880 Heirat mit Mary Crowther McLeod
1881 Geburt des Sohnes Frank
1882 Mitglied der Manchester Academy of Fine Arts
1884 Seine Frau Mary stirbt nach der Geburt seines zweiten Sohnes Harry
1885 Erster Aufenthalt in Rothenburg (?)
ab 1885 Mehrfache Beteiligung an Ausstellungen der Royal Academy in London mit Porträts und Darstellungen von Arbeitern („Bent not Broken“ , Lancashire Pit Lasses at Work“ etc.)
ab 1891 – 1895 Naturthemen und mythologische Szenen („A Siren“, „Devotion“, „Poppies and Paeonies“)
um 1895 Umzug nach Rothenburg, bewohnt das Haus Klingentorbastei 1a
1897 Ausstellung in Manchester
1904 Ausstellung in Bayern (?)
um 1904 Heirat mit Rebecca Fanny Pittar (* 1869 Brighton – 1954 Rothenburg)
1910 Ausstellung in Paris
1916-1918 Als „unerwünschter Ausländer“ muss er sich regelmäßig bei der Rothenburger Polizei melden; Wilhelm Schacht bürgt für ihn
1930 Begräbnis in Rothenburg
1940 Fanny Wasse schenkt der Stadt 58 Ölgemälde Wasses unter der Bedingung, dass sie ausgestellt werden und dass das Grab des Künstlers gepflegt werde
1954 Nach ihrem Tod erbt die Stadt ein Vermögen von 11.000 DM
Kontaktdaten des Autors:
Dr. Helmut Möhring
Klosterhof 5
91541 Rothenburg o.d.T.
Nachdem immer wieder Daten über den Maler Arthur Wasse im Internet gesucht werden, habe ich in Absprache mit dem Autor diesen Bericht eingestellt. Herzlichen Dank an Dr. Möhring, Text und Foto: © H. Möhring.
Zum Schluss noch ein Bild von der Grabstelle des Malers am Friedhof in Rothenburg ob der Tauber † Oct.14.1930. Foto: Anfang Dezember. Fotos © Leo Wirth
Dazu der >> Friedhof in Rothenburg << mit dem Eingangsportal
Nicht weit weg vom Museum und durch den Arthur-Wasse-Weg verbunden ist der >> Burggarten Rothenburg << Historie der Alten Burg mit schöner Natur und Ausblicken zur Stadt.
The Blushing girl, the Maidens >> Errötendes Mädchen << you should have pleased the ladies.
Report & Photos © Leo Wirth in Rothenblog at Pinterest at Maps
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