Dienstag, 25. Februar 2014

Raubritter Eppelein von Gailingen und seine Zeit


                               

Von der Gestaltung und dem Inhalt her gut gemacht, ich hätte mir nur ein paar Bilder, Stiche als Ergänzung der Handlung gewünscht, z.B. das vom Eppelein auf der Burg kurz vor den Sprung, das wir aus dem Lesebuch der Nachkriegszeit kannten und bestaunten. Auch etwas mehr Erzählstil eventuell, aber der Autor ein Journalist, hat akribisch und chronologisch genau alle Details nach Sachgebieten, bestimmten Themen aufgelistet und so eine Art Nachschlagewerk über den Eppelein geschaffen. Im Vorwort heißt es: “Mit seinem tollkühnen Sprung über die Nürnberger Burgmauer und den weitklaffenden Graben ist er auch nach 700 Jahren noch in aller Erinnerung: Eppelein von Gailingen, Nürnbergs „abgesagter Feind“, der in Romanen, phantasievollen Berichten, zahlreichen Gedichten, ja sogar nach einer Volksoper, der wildeste und gefährlichste der Raubritter gewesen sein soll, die im Spätmittelalter der freien Reichsstadt zugesetzt haben“.

Bei Wikipedia findet man weitere Infos zu Eppelein und ein Bild, das ihn im Gefängnis zeigt. Im Grunde kämpfte der Eppelein gegen das Verkommen des Ritterstandes in Armut und gegen die zunehmende Macht der Fürsten und Städte. Werner Schoger schreibt: “ Eppelein überfällt Wagenzüge, legt sogar in der Stadt Brand, erpresst Lösegeld, betreibt Straßenraub, und seine Händel mit den verhassten „Pfeffersäcken“ finden kein Ende. Dabei ist Eppelein von keckem Übermut, von schnellem Witz, ist pfiffig und hinterlistig, erweist sich als Meister der Waffen und ist im Sattel unschlagbar. Doch diesen Ritter aus der üppig wuchernden Sage hat es nie gegeben“. 




So beginnt der Autor Werner Schoger das nun erschienene Buch, das sich mit dem Leben dieses legendären Raubritters befasst von dem uns Kindern gesagt wurde, er stamme aus Gailnau bei Rothenburg ob der Tauber. Da war er auch und soll der Sage nach eine Burg gehabt haben von deren verfallenen Resten noch unterirdische Gänge bis nach Waltersdorf und Diebach führen sollen. Aber die Vermischung der verschiedenen Namen der Geschlechter wie: Gailing, Geiling, Gailink, Geyling und die vielen Stammsitze, scheinen der Grund zu sein für die Verwirrung und die vielen Deutungsweisen über diesen Ritter. Der Autor Werner  Schoger hat einiges zusammengetragen und richtig gestellt in seinem Buch " Raubritter Eppelein von Gailingen und seine Zeit ". Ein Leben zwischen Dichtung und Wahrheit. 2008 im Degener Verlag Insingen erschienen, mit ca. 200 Seiten und einigen farbigen und schwarz-weißen  Abbildungen, im Festeinband unter ISBN: 978-3-7686-9314-1 zu beziehen im Handel oder auch Online beim Verlag. Ein Newsletter mit den Neuerscheinungen kann ebenfalls im Internet auf der Website des Verlags abonniert werden. Foto: Buchtitel, Cover. 


Wie man nun erfährt, ist das historisch belegbare Vorbild des Eppelein von Gailingen der Eckelein Gailing, dessen Geschlecht im 14. Jahrhundert in Röllinghausen und Illesheim unweit von Windsheim ansässig war und der vermutlich um 1310/11 auf Burg Wald bei Gunzenhausen geboren ist. Nun, Röllinghausen an der Aisch war die Stammburg der Gailings, in der der ’Eppele’ seine Kindheit verbracht hat. Zum Eppelein Festspiel geht’s hier. Und man liest im Buch und das wird durch Urkunden, die ihn als Zeugen in Rechtsgeschäften ausweisen belegt, sie benennen ihn als Bürgen, geben Kunde von Belehnungen mit Land, Höfen und Zehnten. So genau hatte man das bisher nicht gewusst und wahrgenommen, die Fakten weniger gekannt. Überhaupt ist das Geflecht schwer zu durchschauen, der Eppelein der Sage und der Eckelein der Geschichte kann nur durch Vergleichen der Fakten einigermaßen verständlich werden. Wie Werner Schoger berichtet, kommt es 1369 dann zu einem gewaltsamen Bruch in diesem geordneten Lebenslauf. Eckelein Gailing wird wegen einer Gewalttat vom Nürnberger Landgericht in die Acht geschrieben. Er kann sich daraus nicht mehr lösen, wird dann zwölf Jahre lang gehetzt und gejagt, vom Nürnberger Burggrafen verfolgt, ficht als Vasall der Hohenlohe bei deren Fehde gegen den Nürnberger Fürsten, wird aber im Friedenschluss 1375 vom Lehnsherrn preisgegeben. Sechs Jahre noch, bis 1381, währt der Widerstand des Eckelein. Dann wird er ergriffen und am 15. Mai in Neumarkt in der Oberpfalz grausam hingerichtet.
Ein Link zu den Eppelein Festspielen: http://www.eppelein-festspiel.de/


"Sie hatten ihn gefangen, mit Spießen und mit Stangen, den Gailingen von Eppelein, das war ein Jubeln und ein Schrein....," so beginnt ein beliebtes Gedicht über den berühmten Raubritter Eppelein von Gailingen, das wir in der Schule lernten und gerne aufsagten. Nun, Eckelein Gailing tat etwas gegen Unrecht und gegen die Ausbeutung der unteren Schichten, er hat sich vergeblich gegen Unrecht und lawinenartig wachsende Fürstenmacht gestemmt. Das hat ihn wahrscheinlich so beliebt gemacht. Gut im Sattel musste er sein, um seinen weitverteilten Besitz zu halten und ganz schön rumgekommen ist er in Franken von Illesheim über Windsheim, Seinsheim, Stettberg, Erlbach/Herrieden bis Gunzenhausen, Ellwangen. So an die 100 Km in der einen und ca. 50 Km in der anderen Richtung. Weil der Illesheimer Stammsitz größer war als der in Röllinghausen, lebten die Gailings meist da und eine Tochter Dorothea des letzten Gailing heiratete den Götz von Berlichingen, den Ritter mit der eisernen Faust. Das Gedicht und Beschreibungen zu Eppelein, sowie die Esskultur des Mittelalters findet man bei Ritteressen.de. In der fränkischen Ritterschaft, bei seinen adligen Zeitgenossen, hat Eckelein Unterstützung und Hilfe gefunden. “Es ist schon aufregend mitzuerleben, wie aus diesem Eckelein Gailing der Eppelein von Gailingen der Sage geworden ist“, meint der Autor und “wie der auf seinem ständischen Fehderecht fußende Ritter zum dreisten, raubenden Schnapphahn umgedichtet wird und wie sich der zollersche Burggraf aus seiner üblen Rolle stiehlt und die Stadt Nürnberg bereitwillig, geradezu kokett, in diese hineinschlüpft“.

Foto: Das Wappen der Ritterfamilie Gailing. © Degener-Verlag und ein Link zur Website: http://www.degener-verlag.com/


Die Geschichte des Eppelein hat schon was, zieht jeden in seinen Bann und der Gang auf die Nürnberger Kaiserburg, um den Hufabdruck in der Sandsteinmauer zu sehen und mit den Fingern abzutasten ist immer wieder ein Erlebnis, auch nachdem man weiß dass der Sprung nie stattfand. Allein die Vorstellung dass es so gewesen sein könnte, reicht aus um die Fantasie voll spielen zu lassen, in Romantik zu träumen. Bewundernd staunt man, wie der Eppelein gefesselt und aufs Pferd gebunden vom Galgen auf die Mauer und über den unheimlich breiten Graben in die Freiheit springen konnte. Ein Beitrag über den Fränkischen-Ritter im Weblog Rothenblog mit etwas fränkischem Einschlag. Neu war mir auch, dass der Eppelein ja bis zu seinem 60sten Lebensjahr ein friedlicher, untadeliger Ritter war, dann in die Acht kam und mit 66 Jahren erst zum verwegenen Raubritter wurde. Ein Volksheld und ein verwegener Reiter, der mit seinen wahnwitzigen Reiterstücken bei Fluchten zu einem Teufelsreiter gemacht wird. Noch vor seiner Ergreifung und Gefangennahme überspringt er acht längs aufgestellte Heuwagen, bleibt am neunten hängen und stürzt. Es gibt viele Rätsel und fehlende Belege um das Leben des Eckelein, die auch der Autor nicht restlos klären kann. Aber jetzt weiß man etwas mehr über die Hintergründe, die Familiengeschichte und die politischen Verhältnisse jener Zeit, nachdem man das Buch gelesen hat und ich kann es jedem an Geschichte interessierten und Eppelein-Fan empfehlen.  

Ein Link zur Familie Geiling und den Treffen: http://www.geilings.com/ und zu einer Fränkischen Variante im Blog  


Report & Photos © Leo Wirth in Rothenblog at Pinterest at Maps


Fotos vom >> Burggarten Rothenburg << eine schöne Anlage wo früher die Alte Burg stand

Der Eppelein im Rothenblog >> Eppelein von Gailigen << ein fränkischer Ritter bei Leo Wirth


 
  

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